Dienstag, 1. Oktober 2013

Kindergerschrei- wie viel ist normal???

Hallo ihr Lieben Mamas!

Ich hab heut mal ein Thema auf der Tagesordnung, dass mir schon laaaaange durch den Kopf geht. Schon weit vor der Bloggerei, dem Schwanger-sein und dementsprechend natürlich auch weit vorm Mama-sein machte ich mir so meine Gedanken über das Spielverhalten von Kindern.

Mein Elternhaus ist Zaun an Zaun zur Grundschule- ich bin quasi als Knirps aus dem Bett gefallen und sahs im Klassenzimmer! Jetzt wohne ich auch wieder neben dieser Grundschule- aber von einer anderen Seite, der Seite vom Hort-Spielplatz.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Eltern und Großeltern den "Kinderlärm" nie störend fanden. Es gehörte dazu, man hatte sich daran gewöhnt. Es war einfach normal.
Es wurde gelacht, gesungen, Abzählreime aufgesagt, man hörte wie die Kinder fangen spielten, wie sie tobten- natürlich! Auch das musste sein und gehört dazu! Kinder sollen sich auspowern.
Im Spiel wird aus der Realen-Welt die Kinderwelt.
Da werden aus kleinen Mädchen Prinzessinen, Pippi Langstrumpfs, Puppen-Mamas aus kleinen Jungs Superhelen, wilde Tiere oder Piraten. Es ist toll und ich selber habe schon immer fasziniert Kindern beim Spielen zu geschaut. Wie detailiert sie in ihren Rollen aufgehen, mit wieviel Leidenschaft sie ihr neues ich verkörpern- einfach toll.

Doch das Spielverhalten der Kleinen hat sich anscheinend sehr verändert seit damals- als ich selbst noch einer dieser Zwerge war.

Nicht nur mir, auch meinen Eltern und meinem Opa ist im Laufe der letzten Jahre aufgefallen, dass das vorher fröhliche Kinderspielen und die ganz normale Geräuschkulisse der Hofpause und Hortkinder einem haupstächlich wirklich lärmenden Geschrei und Gekritsche gewichen ist.

Wo früher Lieder gesungen und dazu im Kreis getanzt wurde, stehen sich heute tatsächlich die Kinder gegenüber und Kritschen sich einfach an..laut, lange und auf dauer ziemlich nervtötend.
Wo früher mit dem Springseil gesprungen wurde und dabei Ferse wie "Verliebt, verlobt, verheiratet" gesungen wurde, hört man heute wie sich die Kinder in einer Lautstärke unterhalten, nein anschreien, dass mein Opa selbst ohne Hörgeräte jedes Wort versteht. Es wird nur noch getobt, gerannt, gerämpelt, wilde Kampfszenen spielen sich ab, es wird angestachelt zum Blödsinn machen, es wird mit einer Wucht auf die Fußbälle eingedroschen, dass man nur hoffen kann, der Schütze verfehlt ein anderes zartes Kind. Man hört die Erzieher und Lehrer einen Namen nach dem anderen schreien, mehrmals wiederholt weil xy scheinbar zu sehr damit beschäftigt ist zu raufen....

Ich weiß nicht ob wir empfindliches geworden sind- ich kann es mir aber eigentlich nicht vorstellen. Schließlich wollte ich selbst immer mit Kindern arbeiten, störe mich nicht an normalem Kinderlärm.
Aber woher kommt dann dieses veränderte Spielverhalten bei den Kids?

Ich vermute ja fast, dass es an der wenigen Zeit liegt, in der sich die Kinder wirklich sinnvoll beschäftigen. Viele Eltern sehen die Zeit bis nachmittag als genug Beschäftigung an und lassen zu Hause ihre Kleinen bis zum Abendessen vor dem Fernseher, der Playstation, dem PC sitzen. Die Eltern wollen ihre Ruhe und blos nicht noch nach der Arbeit basteln, singen, geschweigedenn Zeit draußen verbringen. Also konzentrieren sich die Kinder mit ganzer Power auf die Zeit auf dem Schulhof und lassen dort all ihre Kraft raus. Dass dabei natürlich nicht viel Platz ist um ein ruhiges Spiel zu spielen ist dann ganz klar. Ruhig müssen sie ja schon zu Hause sein.

Und die Beschäftigung an den oben erwähnten Medien trägt ja nun auch nicht sonderlich zum Entspannen bei... Eher das Gegenteil ist der Fall und die Mäuse steigern sich in die wilden Trickserien die da heutzutage flimmern rein, spielen sie nach, diese Kampfszenen. Wieso überhaupt Kampfszenen in Kinderserien? Ein Unding für mich! Und statt sich selbst eine Fantasiewelt im Kinderzimmer zu bauen mit Buden aus Decken und Kissen, mit Abenteuerreisen und Schätzen, wird lieber in der virtuellen Welt gespielt... Kampfszenen zum Beispiel- sehr abwechslungsreich... Und diese Übereizung will verarbeitet werden- das gesehene will angewendet werden.

Und da mache ich mir meine Gedanken noch weiter- wie wird es Lotti ergehen. Wie wird sie Spielen? Wird sie sich selbst fantasievoll beschäftigen können? Wird sie sich in ihre Fantasiewelten träumen können so wie ich früher? Oder wird sie in Kindergarten und Schule auch in den Sog aus Geschrei, Getobe und Gerämpel gezogen- frei nach dem Motto "friss oder stirb- Sensibelchen haben hier nix zu lachen"!?
Ich möchte natürlich betonen, dass auch für mich zum Kinderspiel getobe und geschrei gehört- aber eben in einem anderen Maß als es der Realität entspricht.
Wie seht ihr das?
Vorallem auch eine Frage, die ich an MehrfachMamas stelle.
Wie schätzt ihr das bei euren Mäusen ein? Und wenn ihr da an eure Kindheit denkt, fallen euch da auch diese starken Unterschiede auf?
Vieleicht bin ich mit meiner Ansicht auch schon etwas eingefahren und brauche mal jemanden, der mir die andere Seite der Medaillie zeigt- dann immer her mit euren Meinungen!

Und vieleicht gibts ja den ein oder anderen Tipp, den ich mir schonmal im Hinderkopf abspeichern kann.

Ganz liebe Grüße, eure Sandra

3 Kommentare:

  1. Oh Sandra - gutes Thema! Also ich habe mir das auch schon oft überlegt - bilden wir uns nur ein, dass wir "lieber" und "ruhiger" waren oder ist das wirklich so? Wie oft habe ich mich schon dabei erwischt in den verschiedensten Situationen zu sagen: "Das war aber bei uns früher nicht so" oder "Das war früher aber viel besser" und ich gebe dir Recht (oh ja ich arbeite in einer Schule, zwar im Büro, aber ich bekomme es unmittelbar von Jahr zu Jahr mit): Es wird immer immer schlimmer! Schlimmer im Sinne von erhöhter Gewaltbereitschaft, mehr Fikalsprache, null Benehmen und dem Überschreiten von Grenzen, die in den Grundzügen eines Menschens verankert sein müssten (damit meine ich Sachen wie „meine – deine“, teilen, Höflichkeit, Lärmbelästigung usw.). Ja und da stehe ich und frage mich, warum ist das so? Ja warum eigentlich? Wer ist schuld daran und kann man daran überhaupt jemanden die Schuld geben? Ich bin weiß Gott kein Fingerzeigetyp, aber es ist schon erstaunlich, dass die "auffälligen Kinder" häufig aus Familien stammen, die sozial schwächer gestellt sind und zusätzlich dafür bekannt, dass die Kinder dort sehr, ich möchte mal sagen auf sich gestellt sind. Da spielen Dinge, wie Konsolen, TV und eben solche Sachen, die du nennst eine große Rolle. Dennoch kann man nicht alle Familien über einen Kamm scheren. Es gibt an unserer Schule auch viele Mamas und Papas, die einfach viel Pech haben und sich nicht so viel leisten können und dennoch alles in ihre Kinder stecken. Zudem ist es auch oft so, dass manchen Kindern das Umgehen mit Konflikten nicht gezeigt wird/wurde und dies sich dann eben deutlich im Verhalten widerspiegelt. Da gibt es eben nur die eine Verhaltensweise, die sich die Kinder da selbst beigebracht haben und diese ist richtig und alles andere ist falsch. Auf eine negative Reaktion agieren solche Kinder dann erfahrungsweise mit Protest, was wiederum dann auch Lärm erklärt und Gewaltbereitschaft – na ja und das Ganze spiegelt sich dann eben im Spielen wieder. Was meinst du wie oft ich an die Schule bei dir jetzt schon denke. Es wäre von allen Schulen hier die erste Wahl für uns und trotzdem kenne ich das gemischte Klientel dort und habe genauso wie du etwas Bammel (auch jetzt in der Kita schon, denn da fängt dieses Muster und das Aufeinandertreffen unterschiedlichster Charaktere und Schichten ja an). Ich frage mich oft, ob Paul sich durch andere Kinder verändert, ob er sich vlt. sogar später zu Kindern hingezogen fühlt, die genau durch solches Verhalten auffallen oder sie toll findet, weil sie zig Konsolen und einen TV besitzen? Wie geht man als Eltern denn damit um? Was kann man als Außenstehender denn an dieser Entwicklung ändern? Fragen über Fragen. Eine richtige Antwort habe ich also für dich auch nicht, nur noch mehr Fragen und ähnliche Gedankengänge.

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  2. Oft sind unsere Erinnerungen, aber Erinnerungen ab der Schulzeit, wo wir auch wieder ruhiger waren. Da haben wir Seilchen gehüft, Reime gesunden, Klatschreime gemacht... Im Kindergarten waren wir auch wild, haben Pferdchen gespielt, gematscht.
    Mit der Zeit und dem Alter wird man empflindlicher..
    Aber auch der Gedanke, dass viele Kinder sich im Kindergarten austoben können, weil sie daheim ruhig zu sein haben, ja der stimmt auch. Viele Kinder sind bis spät in der Kita, das war früher anders. Da gab es kaum Ganztagsplätze, keine Ogata oder sonstwas.. Zumindest hier bei uns im Rheinland. Bei uns wird kaum ein Kind um 12 vom Kindergarten abgeholt. 14 Uhr ist das meiste... 25 Stunden Kindergartenplatz wurde abgeschafft, da kaum in Anspruch genommen...
    Es ändert sich vieles.... obs zum Guten ist?

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  3. hi Sandra...erst einmal zu by Fu...ich bin in Sachsen aufgewachsen und bei uns waren ganztagsplätze die regel...ich weiß nicht einmal, ob es, wie heute, die 10h maximalgrenze gab...ich war eines der kinder was von morgens bis späten nachmittag in krippe und kindergarten war, einfach, weil meine Eltern arbeiten mussten. Und genau da ist auch das Problem...die erwachsenen werden bei der arbeit immer mehr gefordert, die Anforderungen der Arbeitgeber steigen stetig...arbeiten muss man jedoch, weil ein gehalt meist nicht reicht...und nach einem anstrengenden tag kann ich verstehen, wenn die Eltern keine lust zum basteln, etc. haben

    und ich gestehe, ich nutze die medien auch um ruhe zu haben...ruhe zum Abendessen machen z.b. mein sohn ist sehr Mama anhänglich und spielt überhaupt nicht alleine, im Gegensatz zu der kleinen, so dass ich regelmäßig auch auf Serien zurück greife...kämpfe kommen darin auch vor...aber wir haben früher auch ritter gespielt, oder? das sind auch kämpfe...ebenfalls kommen Serien zum Einsatz, wenn die kleine Mittagsschlaf machen soll und der große ruhig bleiben soll...klingt böse, aber er weiß, dass wenn die kleine schläft, ist seine zeit angesagt und dann spielen und basteln wir auch...

    ich glaube insgesamt ist das Thema schwierig...ich persönlich finde, dass es sich in Richtung Pubertät sehr viel verändert hat, zu unserer zeit...Internet, mobiles Telefon etc sind nicht aus den Händen weg zu denken...wie oft ich bei Neffen und nichten bei Facebook das wort "langeweile" lese, ist unglaublich, das Problem hatten wir damals tatsächlich nicht...aber die kleinen sind eher wie wir...wild, tobend, schreiend und kreischend *hihi* die Energie muss ja irgendwo hin...was allerdings immer mehr fehlt, sowohl bei groß als auch bei klein ist der gegenseitige Respekt, wobei ich das gefühl habe, dass es in der Erziehung langsam wieder einen wichtigen Stellenwert einnimmt...

    glg, anja

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